Die Blockadedurchbrecher

Von redblog

Die Feria Internacional del Libro Cuba, die kubanische internationale Buchmesse, ist eine der größten und wichtigsten Buchmessen Lateinamerikas.
Wie auch bei anderen internationalen Buchmessen arbeitete die Buchmesse Frankfurt im Auftrag des Bundesaußenministeriums mit den Kubanern zusammen und organisierte die Präsenz deutscher Verlage auf der Insel. Zugegeben, es waren kleine Auftritte, die die Frankfurter organisierten. Dies sollte sich im Jahr 2004 ändern. Die Bundesrepublik sollte sich als Gastland in Havanna präsentieren. Viel war schon vorbereitet, unter anderem der Druck zahlreicher Übersetzungen deutscher Autorinnen und Autoren.

Dann wurden in Kuba im Jahr 2003 75 Regierungskritiker und -gegner verhaftet und zu teilweise langjänhrigen Haftstrafen verurteilt. In Folge reagierte die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf Druck der spanischen Rechtsregierung José María Aznar und brach einseitig die Beziehung und Zusammenarbeit mit der sozialistischen Insel ab. Die rosa-grüne Bundesregierung mit einem Außenminister Joseph Fischer erklärte unter Berufung auf die Sanktionsmaßnahmen, daß man die Einladung nach Kuba nicht annehmen werde. Alle bereits vorliegenden Planungen für den Messeauftritt wurden auf Eis gelegt, bereits gedruckte Bücher verschwanden im Nirvana. Die kubanische Messeleitung suchte sich nach der Ausrufung der Kulturblockade nicht ein neues Gastland, sondern widmete die Buchmesse 2004 der deutschen Kultur.

Nach der Boykottankündigung gründete sich das Berliner Büro Buchmesse Havanna, welches die Organisation des Auftrittes deutschsprachiger Verlage übernahm. Das Büro wurde auf Initiative von Cuba Sí und der Tageszeitung junge Welt gegründet. Auf der Frankfurter Buchmesse 2003 wurde das Projekt präsentiert und fand eine große Resonanz unter den Verlagen. Im Jahre 2004 gelang dann ein erfolgreicher Blockadedurchbruch: 35 Verlage machten sich auf die Reise nach Havanna.

Seither organisiert das Büro die Präsenz deutscher Verlage auf der jährlich stattfinden Buchmesse, auch wenn die Kulturblockade beendet ist und die Buchmesse Frankfurt wieder offiziöse Präsentation im Auftrage des Bundesregierung übernommen hat. Das Besondere an der kubanischen Buchmesse ist, daß sie nicht nur in der Hauptstadt präsentiert wird, sondern auf der ganzen Insel. Nach Schließung der Pforten in Havanna werden die Bücher eingepackt und gehen auf Reise über die Insel, wo sie in vielen Orten ein lesebegeistertes Publikum antreffen.

Am kommenden Freitag lädt das Berliner Büro Buchmesse Havanna zu einer Informationsveranstaltung nach Berlin. Über den politischen Hintergrund der Gründung des Buchmessebüros, über Erfahrungen und Erlebnisse der vergangenen Jahre, genauso wie über Möglichkeiten der Teilnahme im Februar 2011, wenn die ALBA-Staaten die Ehrengäste sein werden, informiert der Sprecherkreis des Berliner Büros Buchmesse Havanna bei Fotos, Mojito und Musik.

Freitag, 9. Juli 2010, 19.00 Uhr
junge Welt-Ladengalerie, Torstraße 6, 10119 Berlin-Mitte

Weitere Informationen zur Arbeit des Büros findet Ihr unter www.buchmesse-havanna.de

redblog am 05.07.2010 oline unter http://redblog.twoday.net/stories/6407157/

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